Reden über Tanzmusik (New Orleans-Style)

Hier der Link zu einem sehr guten Artikel, geschrieben von Adrian Seward.
Nicht nur lernt man einiges über den frühen Jazz, sondern regt der Artikel zum nachdenken darüber an

, wie man gemeinhin über Musik spricht und urteilt. Lesenswert!

You keep using that word

 

 

 

DjBernie’s Top 20 auf Spotify

 

DjBernies Top 20

Diese Playlist erfüllt viele Zwecke:
– sie bietet ein Ohr voll von meiner Musiksammlung – man lernt mich als DJ besser kennen
–  sie wird laufend auktualisiert und verändert – für Neuentdeckungen immer wieder mal reinhören
– sie ist zugleich ein Mini-DJ-Set – viel Spass beim Tanzen!

+ All die Eingeweihten wissen um die Vorzüge von Spotify – für die anderen ist es höchste Zeit

, diese ebenfalls auszuprobieren!

Zur Playlist: hier lang!

Jazz von hier und jetzt

Moderner Jazz? Das sind doch ellenlange Solos, ein Durcheinander bei dem man die Eins nicht mehr hört und sowieso zu intellektuell ist… Oder?

Die Mehrheit der Lindy-Tänzer befasst sich kaum gross mit der Musik, Jazz genannt, in der tanzfreien Zeit. Viele Tänzer sagen, dass sie in der Freizeit nie alten Swing hören würden…müssen sie ja auch nicht, das Jazz-Universum ist zwar nicht unendlich, aber doch viel grösser, als es sich die meisten wohl vorstellen. Gerade wer alten Swing mag könnte/sollte sich dafür interessieren, was aus dieser Musik der 30er-Jahre alles geworden ist. Um also die Blicke, besser die Ohren, möglichst weit zu öffnen dafür, was Jazz heute alles ist, hier eine kleine Auswahl von heutiger Musik.

Die Auswahl basiert lediglich auf meinem persönlichen Geschmack, ob alles davon nun Jazz ist oder nicht, soll hier gar nicht diskutiert werden. Ich kann aber mit einiger Sicherheit behaupten, dass es all diese Musik ohne den Jazz nicht geben würde. Viel Spass beim Hören und Entdecken!

 

Elina Duni Quartett

Starten wir in der Schweiz: Die aus Albanien stammende Elina Duni vermischt mit ihrem Quartett albanische und andere östliche Volkslieder mit Jazz. Ihre Mitmusiker sind international anerkannt und gehören zu den besten der Schweiz, Colin Vallin am Piano, Bänz Öster am Bass und Norbert Pfamatter am Schlagzeug. Hier eine Aufnahme vom Jazzvestival Willisau 2009.

“Kaval Sviri” live (Willisau 2009)

 

The Bad Plus

Die Herren dieses Piano-Trios lassen nichts anbrennen: Drum’n’Bass-Beats treffen auf poppige Melodien, die durch rhythmisch verwirrende Brakes gebrochen werden, von ganz sanft bis zur donnernden Eruption – und immer mit maximaler Spielfreude vorgetragen. Eines der innovativsten und bekanntesten Piano-Trios unserer Zeit.

„Anthem for the earnest“ auf Suspicious Activity (2005)

 

Miles Davis

Jeder kennt den Namen, wobei seine Musik den meisten (so auch mir eigentlich) bestenfalls nur Ausschnittsweise bekannt ist. Hier ein Stück vom Album „Kind of Blue“ von 1959. Es ist das seine bekannteste Platte, und eine der berühmtesten Jazz-Alben überhaupt. Das ruhige Stück „Flamengo Sketches“ finde ich zu schön um es zu beschreiben, deshalb die Namen der Solisten in der richtigen Reihenfolge: Miles Davis, John Coltrane, Julian ‚Cannenball’ Adderley, Bill Evans, Miles. Auf den neueren Ausgaben des Albums sind 2 Versionen dieses Stückes drauf

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, was einem erlaubt zu hören, wie frei die Musiker improvisieren – alles Solos sind komplett verschieden, aber genau so gut.

“Flamengo Sketches” auf „Kind of Blue“ (1959)

 

Robert Glasper

Der Pianist spielt Jazz im Trio, beim „Robert Glasper Experiment“ kommen Hip Hop, Funk und Elektronische Elemente hinzu. Definitiv Musik von heute. Das Stück „Afro Blue“ wurde vom Latin-Jazz Msuiker Mongo Santamaria geschrieben und von John Coltrane erweitert und bekannt gemacht – hier von Erikah Badu gesungen.

“Afro Blue” feat. Erykah Badu auf Black Radio (2012)

 

Eivind Arset

Der Norwegische Gitarrist ist typisch für sein Land, in dem er in seiner Musik jegliche Genregrenzen verwischt. Nachdem er unter anderem mit dem Stilprägenden Trompeter Nils Peter Molvaer zusammengearbeitet hatte, spielt er heute mit seinem eigenen Projekt. Arset versteht es, seine Gitarre mittels diverser Elektronik nach ganz fremden Instrumenten tönen zu lassen, ebenso beherrscht er die Technik des live-samplings perfekt.

“Silk worm” live, (Album: Connected 2005)

 

Erik Truffaz

Der in der Schweiz lebende Trompeter gehört sicher zu den wichtigen Stimmen seiner Generation. Früh nahm er und sein Quartett Einflüsse aus dem Drum’n’Bass in ihre Musik auf. Ohne den eigenen Sound zu verlieren integrierte die Gruppe Stimmen und Sounds aus dem arabischen Raum, ebenso neuerdings Sängerinnen wie Sophie Hunger.

“Yuri’s Choice” live (Album: The Dawn, 1998)

 

Dave Douglas

Ebenfalls ein äusserst umtriebiger und vielseitiger Trompeter.  Er lässt in seine Musik Volksmusik europäischer Länder ebenso einfliessen wie New Orleans Jazz und Songs von Künstlern wie Björk und Tom York (Radiohead). In der verlinkten Aufnahme spielt er mit dem Brass Ecstasy Ensemble zusammen.

“Bowie” live, (Album: Spirit Moves, 2009)

 

Bugge Wesseltoft

Der Pianist, Elektroniker und Produzent aus Norwegen gab Ende der 90er Jahre mit seiner „New Conception of Jazz“ wichtige Impulse im Bereich der Vermischung von Jazz und elektronischer (Tanz-)Musik. Samples, Live-Samples und gespielte Instrumente fliessen unhörbar ineinander. Seine diversen Projekte lassen sich nicht alle hier aufzählen – ein Künstler mit vielen Facetten zum selber entdecken. Hier im Duo mit Zeno Gabaglio…elektro-Jazz meets Bach (oder umgekehrt).

Bugge Wesseltoft live at Bachfest Leipzig 2012

 

Nick Bärtsch’s Ronin

Zum Schluss nochmals in die Schweiz. Zu Beginn spielte der Pianist mit dem Berner Don Li* seit über 10 Jahren aber mit seinem eigenen Quintett Ronin. Minimalistische, sich langsam entwickelnde Stücke, die meist einen hypnotischen Sog entwickeln. Bei den komplexen Rhythmen wissen auch erfahrene Tänzer nicht mehr, wo jetzt die eins ist.

Ronin live (2008) (leider konnte ich nicht ausfindig machen, welches der „Module“ hier gespielt wird)

* früher ‚Don Pfäffli’ – Betreiber des Tonus Musiklabors, neu ‚Orbital Garden’, gleich neben dem ONO.

Vom Vorteil als Leader mit Leadern zu tanzen

Während ich es früher vor allem einfach als lustige Abwechslung empfand mit einem anderen Leader zu tanzen, entdeckte ich in letzter Zeit weitere Vorteile. Diese kommen vor allem in einem Kurs- und Trainingssetting voll zum tragen, denn:  einerseits ist es spannend als Follower am eigenen Leib zu erfahren, wie andere Leader bestimmte Figuren führen

, zum anderen gibt und bekommt man als Leader von männlichen Followern ganz andere Feedbacks. Dies ist eigentlich nicht weiter erstaunlich, hat man als Leader doch einen anderen Fokus beim tanzen. Arbeitet man beim Lernen einer Figur mit anderen Leadern, erhält man oft sehr brauchbare Rückmeldungen darüber, was man anders machen könnte. Fortgeschrittene Leader können einem auch zum eigenen Tanzen als Follower Inputs geben und tun dies oft direkter als Frauen, die als Leader tanzen. Man spricht eher von der gleichen Warte aus, was die Kommunikation sicher erleichtert. Nun gilt dies alles sicher auch genau gleich für Follower, die miteinander tanzen und trainieren!

Swing – ein Denkanstoss

Um es gleich vorweg zu nehmen – ich persönlich würde in Bern gerne öfters zu richtigem Swing tanzen können! Big-Band Musik aus den 30er und 40er Jahren, heutige Bands à la Gordon Webster und Boilermaker Jazzband inbegriffen. Neben meiner persönlichen Vorliebe für diese Musik lassen sich, meiner Meinung nach, doch einige Gründe anführen, weshalb etwas mehr Swing nicht so schlecht wäre.

Lindy-Hop wird gerade in Bern zu sehr verschiedener Musik getanzt, Pop, Soul, Funk, Swing. Nun kann man zwar mit Lindy-Moves und Technik tatsächlich zu vieler Musik tanzen

puttygen.biz

, doch beeinflusst der jeweilige Musikstil letztlich wiederum stark die Art und Weise wie wir tanzen. Das ist auch gut so, sonst würden wir die Musik als blosses Metronom gebrauchen und gar nicht genauer hinhören beim Tanzen. Nur bekommt man oft sehr wenig Swing zu hören…

Um die Sache vor Ohren zu führen, zwei Musikbeispiele. Die erste Aufnahme stammt von Charlie Barnett aus dem Jahr 1939 und steht hier als Beispiel für Swing, der Musik also, zu der getanzt wurde back then. Die zweite ist von Lisa Ekdal und war lange Jahre in Bern ein absoluter Lindy-Klassiker. Man höre beide Aufnahmen mit folgenden Fragen im Kopf:

1. Würden Leute, die nichts von Lindy-Hop wissen, vermuten, dass zu beiden Musikstücken genau gleich getanzt würde?

2. Würde ein Tanz, der zu „Vem vet“ entstanden wäre, tatsächlich so viel Bounce haben wie Lindy-Hop, gäbe es Triple-Steps oder Shadow-Charleston?

Charlie Barnett, ‘The right idea’

vs.

Lisa Ekdal, ‘Vem vet’

Beobachte ich die Tanzfläche, während Musik à la Beispiel 2 gespielt wird, sehe ich kaum Swing-Outs. Dies finde ich nicht weiter verwunderlich, „Vem vet“ hat für mich zum Beispiel eine starke Betonung auf die Beats 1 und 3, die ich mit einem langsamen Bounce (und vielen half-time steps) „betanzen“ würde. Swing-Outs und ein starker, durchgehender Bounce passen für mich kaum dazu. Für mich machen aber gerade diese zwei Elemente viel davon aus, was Lindy-Hop ist.* So habe ich nach einer Party manchmal das Gefühl, zwar lange getanzt, aber wenig gelindyhoppt zu haben.

Neben diesem Text zwei Taten statt Worte:

I. Für alle, die Swing mögen, aber nicht recht wissen, wo anfangen mit suchen, habe ich eine kleine Liste mit 10 tollen Swing-Tunes zusammengestellt, schön nach Tempo aufgereiht. Da die heute aktiven Swing-Bands eher bekannt sind, habe ich mich auf alte Bands und Interpreten beschränkt.

1. „I can’t stop loving you“, Count Basie, Live at the Sands, 110 Bpm

2. „Isn’t love the strangest thing?“, Ivie Anderson, Jazz Figures / Ivie Anderson (1932-1942), 120 Bpm

3. „Love me or leave me“, Benny Goodman, Benny Goodman Live Swing Sessions 1943-49, 130 Bpm

4. „In a mellotone“, Buddy Rich, Swingin’ New Big Band, 140 Bpm

5. „Streamliner“, The Bill Elliott Swing Orchestra, Swing Masters: Calling all Jitterbugs, 150 Bpm

6. „Floatin’“, Les Brown, Best oft the Big Bands, 160 Bpm

7. „One foot in the groove“, Artie Shaw, Big Band Classics, 170 Bpm

8. „Three Bones“, Lucky Millinder and his Orchestra, Big Band Jazz, the Jubilee Sessions, 1943 to 1946, 180 Bpm

9. „Sing you Sinners“, Fletcher Henderson, 1924-1936, 190 Bpm

10. „Non-stop flight“, Tony Pastor, Busy Line, 200 Bpm

Bonus: „Lindyhopper’s Delight“, Chick Web, Strictly Jive, 195 Bpm

 Wer Musik von diesen Künstlern sucht, wird garantiert viel guten Swing finden!

II. Ich und ein paar andere Tänzer sind am Planen eines neuen wöchentlichen Anlasses, bei dem nur Swing gespielt werden wird, und zwar eher im oberen Tempobereich. Be prepared to swing-out!

Kommentare sind sehr willkommen auf meiner Facebook-Seite: FB-DjBernie 

*Das sieht beispielsweise so aus:

Show at Swingcrashfestival in Como

 

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